Es sagte einmal jemand: “Manchmal muss man aufgeben, wer man ist, um zu sehen, wer man sein kann.” Unsere Entscheidung, es noch einmal in den USA zu versuchen, hatte wohl auch damit zu tun. In unserem Umfeld gab es unterschiedliche Reaktionen: von Unverständnis bis hin zu motivierenden Worten.
Letztendlich ist jedoch egal, was unser Umfeld über eine Entscheidung denkt, solange sie für uns selbst schlüssig ist. Denn nur wir sind es, die diese Entscheidung mit allen Konsequenzen zu verantworten haben. Die letzten acht Jahre in der Schweiz haben gezeigt, dass wir ein eingespieltes Team sind. Wir waren in dieser Zeit oft auf uns alleine gestellt. Ein zunächst ungewohntes Gefühl, welches sich nicht immer so toll anfühlte, aber letzten Endes eine gute Vorbereitung war, auf das was jetzt kommt. Am Anfang einer solchen Neuorientierung ist es wichtig, viele Entscheidungen schnell zu treffen, um die verbleibende Zeit optimal zu nutzen.
Verbundenheit zu Europa bleibt
Ein Abschied hört sich immer so endgültig an. Dabei sind uns die Menschen, die wir räumlich hinter uns gelassen haben, nie so nahe gewesen, wie heutzutage – dank modernster Technik. Zum Vergleich: Als ich vor 20 Jahren als Austauschschüler in den USA war, hat eine Stunde telefonieren 80 DM gekostet. Handy gab es nicht. Internet war geradeso in den Anfängen. Heute greife ich zum Smartphone und drei Sekunden später kann ich mich mit der gewünschten Person unterhalten, ob per Audio oder Video – kostenlos natürlich – inklusive Schweizer und Deutscher Festnetznummer. Das Einzige, was etwas hinderlich ist: die Zeitverschiebung.
Abschied von lieben Menschen
Das soll aber nicht heissen, dass uns der Abschied leicht gefallen ist. Im Gegenteil, manchmal haben wir uns selbst gefragt, ob wir eigentlich verrückt sind, jahrelange und harte Arbeit zu riskieren, um etwas zu versuchen, was ungewiss ist. Von vielen Menschen habe ich gehört, dass sie eine solche Entscheidung für sehr mutig halten. Für uns war es aber ein notwendiger Schritt, um uns persönlich nochmals weiterzuentwickeln, an dem es kein Vorbeikommen gab. Denn mit dem Entschluss es zu tun, wurde auch der Druck immer grösser, es auch wirklich zu tun. Das Schlimmste was passieren konnte war, es nicht zu tun, um es dann später zu bereuen.
Ganz amerikanisch fand dann auch der Abschied statt: mit einer Torte in Kofferoptik bedankte ich mich bei meinem Hauptkunden für die gute Zusammenarbeit und die grosse Unterstützung. Es sind wirklich unglaubliche Menschen, die mich in ihre Familie vollständig integriert haben. Ich habe mich stets willkommen gefühlt und ich freue mich sehr auf die weitere Zusammenarbeit.
Abschied und Neuanfang
Wir hatten kaum Zeit grossartig über Abschied oder Neuanfang nachzudenken. Die letzten Wochen waren Stress pur. Ich habe mein komplettes Büro eingescannt und digitalisiert. Der Hausrat musste ausgeräumt, sortiert, eingelagert, wegeschmissen oder verschenkt werden. In dieser Zeit sind wir an unsere Grenzen gekommen – jeden Morgen ab 5 Uhr und jede Nacht bis 2 Uhr. Notiz an mich: Nächstes Mal mehr Zeit einplanen – ein ganzes Leben lässt sich nicht mal so eben in ein paar Koffer packen. Letztendlich haben wir es dann aber doch mehr oder weniger geschafft, wenn auch auf den letzten Drücker. Ich habe mich bei “Goodbye Deutschland” VOX immer gewundert, ob man das alles nicht besser organisieren können und warum die Leute bis kurz vor Flug noch immer am Kofferpacken waren. Aber es ist teilweise auch der begrenzte Platz, der die Auswahl von wichtig und unwichtig recht schwierig macht. Wir hatten alleine 40 grosse Müllsäcke in denen wir einen Teil unseres Umzugs abwickelten. Als das Müllauto in die Strasse einbog und zunächst an unserem Müllplatz vorbei fuhr, konnten die Armen Menschen hinten auf dem Auto gar nicht mehr den Blick davon lassen. Beim Einladen in das Fahrzeug half gar der Fahrer mit. Sorry Leute, war eine einmalige Sache.
Torte hergestellt von www.facebook.com/caluma.torten