Der nervigste Teil unserer Tripvorbereitungen war der Autokauf. Wir brauchten fast drei Wochen bis wir mit unserem eigenen Auto losfahren konnten. Denn bevor wir ein Auto kaufen konnten, musste ein Bankkonto eröffnet und das Geld aus der Schweiz überwiesen werden. Der Fehler, etwas mehr Gepäck als üblich dabei zu haben, vier Taschen und zwei Koffer, machte die Suche nach einem geeigneten Fahrzeug nicht einfacher.
Die Anforderungen an das Fahrzeug
Ich hatte mich schon in der Schweiz ausgiebig mit dem Thema beschäftigt und kannte den Markt in etwa. Da wir noch nicht wissen, ob wir in den USA bleiben können, musste das Fahrzeug gewissen Anforderungen genügen: Es sollte noch gut in Schuss sein und mit relativ wenigen Meilen. Zudem musste es gross genug sein, dass unser Gepäck darin Platz finden konnte, aber es sollte ungerne ein Van sein. Auf der Wunschliste standen unter anderem auch Allrad für die teilweise wirklich extremen Gebirgsstrassen und Wetterverhältnisse. Und Xenonscheinwerfer, da es bei normalen Halogenscheinwerfern nicht wie in Europa eine Einstellmöglichkeit für die Scheinwerfer bei Zuladung gibt. Xenon Scheinwerfer regeln dies bekanntlicherweise ja automatisch.
Die Suche
Die Herausforderung war nun, ein Auto mit all diesen Anforderungen zu finden. Ich fing also an, dass Netz zu durchstöbern. Hierzu erwiesen sich nach und nach die folgenden als nützlich:
cargurus.com Umfangreiches Angebot von Händlern.
autotempest.com Eine Plattform, die viele andere Plattformen durchsucht und einem einen guten Überblick verschafft. Mit den eingebenden Daten lässt sich auch craigslist durchsuchen.
craigslist.com Ist eine kostenlose Plattform auf der eigentlich alles angeboten wird. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, da es auch den einen oder anderen Betrüger gibt. Wenn ein Auto also zu billig angeboten wird oder das Angebot zu schön ist, um wahr zu sein – Finger weg und den Verstand einschalten.
Betrugsversuch. Wir fanden einen Pickup-Truck, der nur 2000 Dollar kosten sollte und aussah wie neu. Ich habe die Verkäuferin kontaktiert und sie sagte mir, dass ihr Mann plötzlich gestorben sei und sie den Pickup eigentlich nur los werden möchte – wegen der Erinnerung. Hörte sich zunächst plausibel an. Als ich jedoch zuerst das Geld überweisen sollte und der Pickup, dann durch eine Firma geliefert werden sollte, kamen das erste Mal Zweifel an der Geschichte auf. Aber nicht nur das, bei Nichtgefallen würde das Fahrzeug auch wieder abgeholt und der Betrag zurücküberwiesen werden. Ja-ne-alles-klar!
Leicht zu unterschätzen: die Distanzen.
Als Europäer unterschätzt man gerne mal die Distanzen in der USA. Obwohl es der xte Besuch hier ist, unterschätze ich es noch immer. Wir suchten uns passende Autos heraus und fuhren diese dann auf vorher festgelegten Routen ab (nur in LA). Aber viel mehr als drei Autos konnten wir uns am Tag nicht anschauen. In einer Woche fuhren wir dafür ca. 1200km – und wenn wir nicht fuhren, dann standen wir im Stau. Immerhin wohnen im Raum LA so viele Menschen wie in der gesamten Schweiz.
Die Qualität der angebotenen Autos
Nach den ersten Besichtigungen kam Ernüchterung auf – billig und gut war eher schwierig. Ein weiteres Problem war, dass die Autos in den USA zwar vom Fahren her nicht so stark beansprucht werden, dafür aber umso stärker von dem dort vorherrschenden Klima. Zusätzlich achten die meisten Amerikaner nicht so gut auf ihr Auto, wie beispielsweise Deutsche oder Schweizer dies tun. Wenn die Autos einen regelmässigen Ölwechsel bekommen, dann hat man schon Glück.
Was also tun?
In einer solchen Situation mussten wir nochmals überlegen, welche Personen denn ihr Auto pflegen würden. Und da kam eigentlich nur das Luxussegment in Frage. Denn jemand der viel für sein Auto ausgibt, hat womöglich auch das Geld und das Interesse, es zu pflegen. Und tatsächlich, zunächst ein Volvo XC90 von privat, als Geschäftswagen in einer privaten Firma gelaufen, alles bei Volvo gemacht zwar 200‘000 km aber nur 4 Jahre alt. Der Deal stand zu 95% bis mich der Verkäufer anrief, um mir zu sagen, dass der sogenannte „Pink Slip“ also das Besitzzertifikat und somit wichtigste Dokument noch beim „DMV“ liegen würde. Er hatte den Wagen erst von seinem Vater auf sich umschreiben lassen und das sollte sich jetzt rächen. Da wir aber dringend ein Auto brauchten, war die Sache damit erledigt.
Recht frustriert und nach der Erfahrung mit dem Volvo, suchten wir nun wieder verstärkt bei Händlern. Hier konnten wir sicher sein, dass wenigstens der „Pink slip“ vorhanden war und die Formalitäten übernommen werden. Diesmal zielten wir auf einen BMW X5, weil der Preis des XC90 so gut war, dass ich keinen anderen mehr kaufen wollte. Nachdem ich einen Tag lang verschiedene X5 Probe fuhr, stellte ich fest, dass dieses Auto nicht zu uns passte. Ganz ehrlich – ich fand den BMW X5 schon immer gut, hätte hier aber mehr erwartet, speziell die Undichtigkeit der Motoren und anderer Stellen, aber auch das Knirschen und Knarzen im Innenraum erinnerte mich eher an einen Lieferwagen als Luxus-SUV.
Der Kauf
Letztendlich kauften wir einen Audi Q7 bei einem Händler. Dieser befand sich $4000 unter dem Marktwert und machte noch einen recht frischen Eindruck. Mir war beim Kauf klar, dass er noch etwas „Tender and love“ benötigte, so brachte ich den Wagen gleich nach dem Kauf in eine Werkstatt, um ihn durchchecken zu lassen. Das Resultat übertraf meine Erwartungen im negativen Sinne. Leider war noch eine Motordichtung kaputt und der Austausch kostete richtig Geld. Letztendlich kauften wir ein gutes Auto zu einem Okay-Preis. Aber so wusste ich wenigsten, was gemacht wurde und dass nun alles für unseren Trip okay sein würde. Wer will schon mit Kind & Co mitten in der Wüste stranden?
Randnotizen
Wenn man in den USA ein Auto kauft, dann ist dies in den meisten Fällen der Preis vor Steuern. Das heisst, bei Anmeldung des Wagens beim DMV wird die Mehrwersteuer des jeweiligen Staates fällig, ob der Kauf von privat oder Händler stattfindet, spielt dabei keine Rolle. Diese Steuer kann schon einmal als Verlust beim Verkauf des Wagens eingerechnet werden. Händler berechnen meist noch ein „Document fee“ und andere Gebühren. Man sollte daher immer nach dem „out-the-door-price“ fragen – dies ist auch Startpreis einer Preisverhandlung.
Nach 5000 gefahrenden Kilometern bereue ich die Entscheidung nicht. Das Auto fährt sich sehr gut und man hat ein sicheres Gefühl. Es bietet viel Komfort und man fühlt sich einfach heimisch (komme ursprünglich aus Wolfsburg VW/Audi-Kind).